Rückblick auf das Jubiläums-Eldathing 2022

Vom 06.10. bis zum 09.10.2022 war das Eldathing 2022 in der Jugendherberge in Dreisbach bei Mettlach. Der Eldaring, der größte heidnische Verein in Deutschland mit nunmehr über 500 Mitgliedern hat dort das 20. Vereinsjubiläum gefeiert. 2002 wurde der Verein beim Amtsgericht Trier eingetragen. Zwischenzeitlich wurde der Verein auch als gemeinnützig anerkannt.

Logo des Eldaring

Wir, als Heidenstammtisch Trier, haben das als Anlass genommen – und uns wurde diese Ehre dann auch zuteil – diese Veranstaltung auszurichten. Der Eldaring sollte für das Thing also zurück zur (juristischen) Geburtsstätte.

Rückblickend – während ich diese Zeilen schreibe liegt der Beginn des Things zehn Tage zurück – muss ich sagen, dass es ein ganz schönes Stück Arbeit war und uns manchmal an den Rand des nebenbei Leistbaren gebracht hat. Nichtsdestotrotz muss ich heute sagen, dass es sich doch gelohnt hat und die Mühe wert war. Auch wenn die Ausrichtung eines neuen Things jetzt ruhig wieder zwanzig Jahre warten kann.

Wir haben bereits vor über einem Jahr mit der Suche nach einer geeigneten Einrichtung in der Großregion Trier gesucht. Wir hatten zunächst einige Häuser in der Auswahl, die aber aus verschiedenen Gründen schließlich ungeeigneter waren als das Haus in Dreisbach. Direkt an der Saarschleife gelegen, mit moderner Ausstattung und freundlichem Personal konnte uns diese Jugendherberge überzeugen, so dass wir schon beim Eldathing 2021 diesen Standort verkünden konnten.

Jetzt war die Hauptaufgabe erstmal die Verwaltung. Unsere Ansprüche mussten mit den Möglichkeiten der Herberge abgeglichen werden, Vertragsverhandlungen wurden geführt und dem Vereinsvorstand präsentiert. Schließlich wurde die Anmeldephase vorbereitet und begonnen. Hier noch ein großer Dank an Andreas, der ja auch diese Seite hier verwaltet. Er hat hier souverän den Löwenanteil geleistet.

Meine Aufgabe war es jetzt das Programm zu organisieren, was aber gar nicht so schwer war, da sich schnell einige gefunden haben um Vorträge, Workshops oder auch sportliches Programm anzubieten.

Bei den Stammtischen haben wir im Sommer angefangen uns besonders um die Ritualgestaltung Gedanken zu machen. Wir wollten unsere regionalen Besonderheiten hier mit reinbringen und haben hier ein Konzept entwickelt, das möglichst stimmig sein sollte und auch einen Wiedererkennungswert mitbringt – dazu aber später mehr.

So verging die Zeit bis zum 06. Oktober doch recht schnell. Jeder hatte seine Aufgaben im Gepäck und mit viel Tatendrang und auch durchaus nervös, machten wir uns mit einem Anhänger Brennholz auf nach Dreisbach um den Empfang der Vereinsmitglieder und Freunde vorzubereiten. Erwartet wurden knapp über 100 Teilnehmer.

Als wir in Dreisbach ankamen, stellten wir fest, dass wir nicht die ersten waren und bereits eine Handvoll Teilnehmer schon angekommen waren. Wir bauten also, nachdem wir noch ein paar Details mit der Herbergsmutter geklärt haben, unseren Anmeldungsstand auf. Dieser sollte im weiteren Verlauf des Things eine permanent besetzte „Info-Station“ des Orga-Teams sein um für alle Fragen präsent zu sein.

Anmeldetisch

Nach und nach trudelten die Gäste ein. Am ersten Tag schon über 70 Menschen. So manches Wiedersehen wurde gefeiert, aber auch verhältnismäßig viele neue Gesichter begrüßt. Der Vereinsvorstand hat aufgrund des Jubiläums für jeden Teilnehmer eine Jubiläumstasse und einen Kugelschreiber bereitgestellt, die wir gleich bei der Anmeldung verteilen durften.

Am ersten Abend wurde dann nach einer kurzen Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden, Uwe Ehrenhöfer, noch der Thingfrieden ausgerufen. Dazu haben wir im Vorfeld Constantin vom Stammtisch „Matronae“ vom Niederrhein gefragt, ob er das machen möchte, da uns seine starke Bindung zu Tyr bekannt war. Er hat auch nicht lange überlegt und gleich zugesagt.

Wir machten uns für dieses Ritual auf dem Weg zu einem benachbarten Platz, der sich etwa 700 Meter von der Jugendherberge entfernt befindet. Constantin stellte in die vier Himmelsrichtungen passende Laternen auf und entzündete in der Mitte, in der Feuerstelle, ein Feuer.

Ritualplatz mit Laternen und Feuerstelle

Nach der Begrüßung der Teilnehmer rief Constantin dann drei Wächter aus dem Kreis der Teilnehmer zu sich. Jemanden der weiser ist als er, jemanden der warmherziger und jemanden der geduldiger ist als er selbst. Diese drei Wächter verpflichtete er auf die Einhaltung und Sicherstellung des Thingfriedens zu achten und einzuschreiten falls sie eine Verletzung desselben feststellen sollten. Ich nehme hier an der Stelle mal vorweg, dass das während der vier Tage nicht nötig werden sollte. Für den Thingfrieden stellte er symbolisch ein Schwert in den Boden. Ab jetzt herrschte der Thingfrieden. Groll, Zorn und Streit sollten keinen Platz in unserer Gemeinschaft haben während des Things.

Anschließend begann der erste gesellige Abend, für die einen am Lagerfeuer, andere gingen zurück in die Jugendherberge um dort miteinander das Wiedersehen oder Kennenlernen zu zelebrieren.

Am nächsten Tag fand der Ausflug zum Römertempel in Tawern statt. Andreas hat diesen organisiert und vorbereitet und 19 Teilnehmer begleiteten ihn in die etwa 30 Fahrminuten entfernte gallo-römische Anlage. Hier gab es eine professionelle Führung bei bestem Wetter. Ich selbst war nicht dabei, habe aber hinterher nur von Zufriedenheit und Begeisterung gehört.

Zeitgleich fanden auch die ersten Vorträge und Workshops statt. Richard lud zu einem zweiteiligen Workshop zum Havamal ein. Im ersten Teil wurde das Lied des Hohen vorgetragen und im zweiten Teil besprochen und diskutiert.

Fenris hielt zwischendurch einen interessanten Vortrag über den Wald im Wandel.

Nach dem Mittagessen folgte der erste Block Vereinsarbeit und das Aussprache-Thing, für vereinsinterne Themen und Diskussionen fand statt.

Am Abend folgte ein Vortrag von Hermann Ritter mit dem Thema „Bei Yggdrasil! Oder: Asatru im Heftroman“.

Anschließend ging es mit dem Unterhaltungsprogramm am Abend weiter. Andreas Mang stimmte uns mit dem mittlerweile traditionellen (schon das zweite Mal!) Musikquiz auf den folgenden Skaldenabend ein. Thema des Musikquiz waren dieses Jahr Sprachen. Es ging darum, bei den abgespielten Liedern die Sprache zu erkennen. Was sich einfach – oder zumindest mal nicht so schwer – anhört, war gar nicht so ohne. Spätestens beim (recht unbekannten) finnischen Death-Metal oder dem klingonischen Hit waren doch alle raus. Es war aber verdammt lustig.

Der Skaldenabend begann dann ruhiger mit einer Erzählung, gefolgt von Gedichten, Liedern und humoristischen Einlagen. Wie ich das auch schon bei allen anderen Things in der Vergangenheit empfunden habe, ist der Skaldenabend immer ein besonderes Highlight eines Eldathings. Hier ist die Bandbreite immer riesig, mal nachdenklich und poetisch, mal brüllend komisch oder einfach nur schön. Talente und Mutige gibt es echt viele im Eldaring.

Der folgende Samstag stand für mich zunächst ganz im Zeichen der Vereinsarbeit. Als Herdwart nahm ich an der zweistündigen Herdwart-Sitzung statt und nach einem schnellen Mittags-Snack ging es dann recht zügig in die Mitgliederversammlung, dem juristischen Zweck der Veranstaltung.

Aber in dieser Zeit gab es natürlich für alle anderen Teilnehmer auch wieder Programm. Rex hatte zum Runenbingo eingeladen und Caro bot eine Yoga-Stunde an. Dieter schloss sich mit einem Vortrag über rituelle Umläufe an und Haimo rundete den Vormittag mit dem Vortrag „Neue Sitte statt Alte Sitte“ ab.

Bei der Mitgliederversammlung wurden noch langjährige Mitglieder besonders geehrt. So hat Ulrike eine kurze Laudatio gehalten. Caro und Nibel als (Gründungs)Mitglieder der ersten Stunde haben unterhaltsame Schwänke aus der Gründungszeit erzählt. Der Jubiläums-Charakter des Things, dieses freudige Ereignis, wurde so jedem nochmal bewusst und der festliche Anlass entsprechend gewürdigt. Die vereinsrechtlichen Themen wurden dann schnell und gewohnt souverän von Hermann durchmoderiert und von der Versammlung abgehandelt.

Die Zeit bis zum Blót rückte nun langsam näher und die Aufregung beim Orga-Team aus Trier wuchs jetzt zusehends. Wer nicht mehr Vorbereitung des Blóts befasst war, hatte jetzt die Möglichkeit noch den Vortrag von Andreas Mang mit dem Titel „Thors Hammer“ zu genießen.

 

Erinn beschreibt das Ritual:

„In der Zeit vom 06. bis 09. Oktober fand das diesjährige Eldathing im Saarland statt, wunderschön in Dreisbach an der Saarschleife gelegen. Dieses Jahr gab es dabei etwas ganz Besonderes zu feiern:

Vor 20 Jahren wurde in Trier der Eldaring gegründet.

Anlässlich dieses Jubiläums übernahm der Heidenstammtisch die Organisation des Vereinstreffens und richtete dabei auch das gemeinsame Blót aus. Federführend bei den monatelangen Vorbereitungen waren der Herdwart Daniel und Andreas.

Da über hundert Mitglieder und Freunde des Eldarings erwartet wurden, war klar, dass die klassischen Sumbelrunden, in der jeder Teilnehmende etwas sagen kann, so nicht durchführbar sein würden. Daniel äußerte dann die Idee, die Sumbelrunden auf die Götter, Ahnen und die Gemeinschaft zu begrenzen und musikalisch mit einem jeweils passenden Liedbeitrag zu gestalten. Diese Idee fand bei uns allen große Zustimmung, besonders da Fenris und Pascale anboten die Lieder mit Gitarre und einer Hohner Melodica zu begleiten.

Für die Anrufung der Götter würden Göttinnen und Götter ausgewählt, die neben der nordischen Mythologie auch Gottheiten der historischen Treverer repräsentierten, auf deren ehemaligen Stammesgebiet die Feier stattfinden soll. Wir empfanden das als stimmig, da besonders das Trier der Spätantike ein Schmelztiegel der Religionen war.

Für die Opferung hatte Andreas in den Wochen zuvor viele Weinblätter gesammelt und so präpariert, dass auf ihnen geschrieben werden konnte. Er hatte genug Blätter für alle, die wollten, vorbereitet und mitgebracht. Mit Gold – und Silberstiften konnten die Weinblätter sehr effektvoll beschrieben und bemalt werden.

Am Samstag, den 08. Oktober, war es dann soweit. Am späten Nachmittag bereiteten wir gemeinsam mit Ines den Blótplatz vor, der von Pascale und Richard im Vorfeld entdeckt und vorgeschlagen wurde. Dabei hatte Ines die Idee, einen zuvor als störend empfundenen Ast, der durch ein Unwetter bis zum Boden herunterhing, in den Altaraufbau zu integrieren. Einen der Äste zogen wir als natürlichen Schmuck über den Altartisch. Er schien wie dazu gemacht zu sein und war vielleicht ein Gruß aus der Anderswelt. Im Laufe des Abends fanden sich noch viele persönliche Gegenstände der Teilnehmenden ihren Platz auf den Altar.

Altarbilder

Die Feuerstelle wurde mit Holz eingerichtet und mögliche Stolperfallen beseitigt. Der Platz selbst wurde von etwaigen Müll gereinigt.

Bilder zeigen die Vorbereitung des Platzes

Ein Tisch mit Met und wahlweise Apfelsaft auf Wunsch und für die Kinder wurde aufgebaut. Hier wurden dann zu Beginn des Blóts die Trinkgefäße der Blótgemeinschaft aufgefüllt, ob nostalgisch im Horn oder zeitgenössisch im Becher. Auch die Liedtexte wurden hier an alle verteilt, die Andreas kopiert und vorbereitet hatte.

Als in der Dämmerung die Blótgemeinschaft nach und nach eintraf, wurde der Platz von Ölfackeln und Laternen stimmungsvoll beleuchtet. Daniel eröffnete dann das Blót mit einstimmenden Worten und einer kurzen Erklärung unseres Blótkonzeptes.

Während des Rituals

Die Platzweihe gestalteten Dieter und ich in Form einer Umschreitung des gesamten Platzes. Bei diesem Umgang wurde die gallische Nemetona, als Hüterin des heiligen Hains, mit Gesang angerufen. Räucherwerk und ein Glöckchenspiel begleiteten den Umgang. Danach sprach Richard kraftvoll die Hammerweihe, auf das Thor die Versammlung schütze.

Es folgte die Feuerweihe. Dafür wurden von den Stammtischmitgliedern nacheinander neun Fackeln entzündet. Jede Fackel stellte dabei symbolisch eine der neun Welten dar, die mit Namen und einem passenden Spruch laut gerufen wurden.

Gemeinsam wurden dann die Fackeln an den Holzstoß gelegt und das Feuer entzündet.

An Göttern wurden von uns Tyr, Forseti, Eir, die Matronen und die keltische Epona angerufen. Im Anschluss konnten alle die wollten, die Weinblätter oder andere persönliche Opfergaben nach dem Do ut des Prinzip dem Feuer übergeben.

Dann folgte das Herzstück eines jeden Blóts – die Sumbelrunden. Eröffnet wurden sie durch Daniel, der an diesem Abend das Blót leitete. Die erste Runde war den Göttern geweiht und es wurde von Carved in Stone das Lied „Boten Asgards“ von allen gesungen und von Pascale und Fenris auf Ihren Instrumenten gespielt. Es folgte die Runde für die Ahnen mit dem „Ahnenlied“ des Eldaring, indem an verstorbene Mitglieder des Eldarings in sehr berührender Weise erinnert wird. Die dritte Runde war der Gemeinschaft geweiht und diese wurde mit dem „Herdfeuerlied“ kraftvoll und lebendig gewürdigt. Gänsehautmomente…

In das Blót integriert wurde auch die feierliche Vereidigung, der auf der MV neu gewählten Vorstandsmitglieder. Beeindruckend war für mich auch die symbolische Aufnahme neuer Mitglieder in den Eldaring, die auf dem Thing persönlich anwesend waren. Der Eldaring begrüßte dabei auch sein 500stes Mitglied, was mit viel Begeisterung aufgenommen wurde.

Nach diesen erfreulichen „Formalien“ wurde das Blót von Dieter mit dem „Segen der Morrigan“ beschlossen. Der Text ist eine Übersetzung aus der inselkeltischen Mythologie und würdigt die Kraft und Fülle des Lebens.“

 

Nach dem Ritual wurde es noch einmal abends gesellig und es wurde noch lange weiter gefeiert.

Am nächsten Morgen war dann natürlich das große Packen angesagt. Als alles soweit erledigt war, trafen wir auf dem Bolzplatz bei der Herberge ein letztes Mal zusammen. Wir als Orga haben die Gelegenheit genutzt und uns bei allen bedankt. Besonders schön fand ich dann die netten und anerkennenden Worte von Uwe und den folgenden Applaus. Das hat für viele Strapazen entschädigt und war ein tolles unbeschreibliches Gefühl. Wir waren sehr gerührt im Team und Richard hat hinterher ein paar starke Worte genutzt um das zu beschreiben (ich hoffe ich darf ihn hier zitieren):

„Es hat sich so angefühlt, als hätten wir in einer großen und mächtigen Familie gefeiert, in der jeder auf den anderen Acht gibt!“

Ich lasse diesen Satz einfach mal so stehen.

Als Orga-Team möchten wir allen danken, die zu einer gelungen Veranstaltung beigetragen haben.

Das sind alle Teilnehmer,

das sind der Vorstand, im Besonderen Annette und Roland, der uns immer mit Rat und Tat zur Seite standen,

alle die sich unterstützend eingebracht haben, Constantin, Andreas M, Ines,

und last but not least – das Team der Jugendherberge Dreisbach.

 

Für das Orga-Team

Andreas

Fenris

Richard

Pascale

Katharina

Erinn

Dieter

Daniel

Text von Daniel

Blótbeschreibung von Erinn

Bilder: verschiedene