Warum ich kein Halloween feiere. Nun, so dogmatisch wie Frau Käßmann sehe ich es nicht (Anm. der Red.: https://www.merkur.de/politik/reines-kommerzfest-margot-kaessmann-schimpft-ueber-halloween-zr-8906287.html) .
Dennoch sind die Tage um den 1. Nov. auch in meinem Empfinden eine sehr wichtige und besinnliche Zeit. Der landwirtschaftliche Sommer endet, der Verstorbenen wird gedacht.
Das ist eine tatsächlich sehr alte Tradition unseres Europas. Aus Irland kennen wir noch den mittelalterlichen Begriff „Samhain“ (Sommerende, und nein, Samhain ist nicht „keltisch“), in Cornwall hieß es „Allantide“. Wie diese Tage in unseren Breiten auf dem Kontinent hießen, weiss man spätestens seit der Verschiebung von „Allerheiligen“ durch Papst Gregor IV im 9. Jh. nicht mehr, es heißt halt seitdem so. In der Reformation setzte sich der allgemeine Begriff „Totensonntag“ durch.
Wie auch immer – es ist und war ein Tag, an dem man sich, gleich welcher Konfession oder Religion, der Vorfahren und gestorbenen Liebsten erinnerte.
Über Irland entwickelte sich nun vor allem in den Vereinigten Staaten der Brauch des „Halloween“ (aus der irischen Sage „All Hallows Eve“), wo statt wie in unseren Breiten, nicht Rüben, sondern Kürbisse mit versuchten schreckeinflößenden Fratzen geschnitzt wurden. Die im Nachbarland Mexico übliche Totenkultur „Dia de los Muertos“ dürfte dort auch ihren Einfluss gehabt haben. Im Zuge der weltweiten Verbreitung entstand eine regelrechte Partykultur, in der das spaßige Gruseln im Vordergrund steht.
Ob ich das nun gut oder schlecht finde, steht nicht zur Debatte. Ich bin kein Moralapostel, der sich um „Wahrheit“ oder „wahre“ Traditionen bemüht. Jeder soll feiern, wie er mag, Brauchtum geht immer eigene Wege und schert sich herzlich wenig um Dogmen religiöser Institutionen oder Ideen.
Ich persönlich finde einfach, dass Halloween eine Gesellschaft widerspiegelt, die den Tod aus dem Leben verdrängt. Sterben und Tod sind Grusel, und nicht mehr Teil des Lebens.
Ich selbst bin da ein wenig anders gestrickt. Sterben gehört für mich genauso zum Leben wie das geboren werden, und ohne den Tod kann es meiner Auffassung kein Leben geben. Und ich finde Tod nicht gruselig, mich gruselt es eher vor einem unerfüllten oder schlechten Leben.
Aus diesem Grund schnitze ich keinen Kürbis und wünsche nicht „frohes“ Gruseln vor dem Tod. Ich erinnere mich einfach der Verstorbenen und stimme mich auf die dunkle Jahreszeit, die auch zum mal Verschnaufen einlädt, ein.
In dem Sinne wünsche ich allen einen guten 1. November. Ob besinnlich, ob spaßig, wie es einem gefällt.
Nur, liebe Kinder – eines gibt es bei mir nicht. Wenn ihr klingelt und mich nach Süßem oder Sauren fragt: Ich habe im Kühlschrank ein großes Glas saure Gurken. Bonbons gibt es bei mir nicht.