Hi ihr Lieben,
hier bei Interesse meine Eindrücke vom Ostaratreffen auf der Burg Ludwigstein. Die Veranstaltung findet seit einigen Jahren in Kooperation mit dem Eldaring e.V. statt.
Am Donnerstag in der Früh gings los. Die Anreise war zwar erst für den Nachmittag angesetzt, aber da der Hohe Meißner in der Nähe liegt, wollte ich der Fr. Holle unbedingt einen Besuch abstatten ? und ein bisschen wandern gehen. Gardenstone`s „Göttin Holle“ war dabei mein Wanderführer.
Gegen Mittag kam ich nach langer Fahrt und durch urige Fachwerkdörfchen am Aussichtspunkt Schwalbentahl an. Bei strahlend blauen Himmel und Sonnenschein ging es dann los zum Fr. Holle Teich durch den Frühlingswald. Stellenweise lag ein eigenartiger Geruch in der Luft, der von einem seit Jahrhunderten schwelenden Braunkohleflöz herrührt. Der kleine Teich mit lebensgroßer Hollefigur liegt in idyllischer Waldrandlage. Die Zeit dort in der warmen Sonne, habe ich sehr genossen. Da ich die einzige Besucherin war, habe ich der Hohen ein kleines Trank- und Rauchopfer dargebracht. Danach bin ich noch ein Stück auf dem Kalbepfad gewandert, der einige schöne Aussichtspunkte bietet.
Am späten Nachmittag dann Ankunft auf der Burg. Sie liegt idyllisch auf einer Anhöhe und bietet einen wunderschönen Ausblick auf die Umgebung. Am Abend gab es ein kleines Begrüßungsritual, das gemeinsam mit internationalen Gästen am nächtlichen Lagerfeuer gehalten wurde. Müde, aber glücklich und erfreut auch ein paar Bekannte überraschend getroffen zu haben, bin ich dann ins Bett gefallen.
Der nächste Tag war randvoll gepackt mit Programm. Allerdings kann man nicht alles schaffen. Ich habe mich als erstes für einen Vortrag von Ulrike entschieden, die uns von den Nornen erzählte. Sie ging mit uns die literarischen Quellen ab, die uns von den Nornen berichten.
Als Quintessenz nehme ich für mich mit: Die Nornen sind unerbittlich und unbestechlich. Sie sind dort wo das blanke Schicksal zuhause ist. Sie lassen sich nicht durch Kult und Opfer beeinflussen. Sie sind nicht erreichbar oder ansprechbar wie die anderen Götter. Ein Bild das ich mitnehme: Sie sitzen an den Wurzeln des Weltenbaums und begießen ihn mit dem Wasser des Urdbrunnens. Das Wasser fließt zurück zum Brunnen. So unerbittlich sie sind und ihr Urteil oft Tod bedeutet, so grundlegend lebensbejahend sind sie andererseits denn sie erhalten den Kosmos und seine Gesetzmäßigkeit.
Als nächstes nahm ich an einem Workshop von Michiel teil, der uns mit dem Geist der Landschaft vertraut machte und uns einige inspirierende Anregungen mit auf den Weg gab. Eine kleine Sumbelrunde für die Landgeister hat sich nach der Einführung angeschlossen. Michiel führte uns dann noch durch zwei Meditationen.
Am Nachmittag war ich auf Anraten eines Bekannten noch bei einem Ritual von Frigga Asraaf dabei, die mit uns nach Nifelheim reiste und uns über diese Welt erzählte. Ich lernte also Nifelheim kennen, die Welt aus Wasser und Eis, nicht ungefährlich für uns Menschen. Da Wasser vielleicht über eine Art „Erinnerungsvermögen“ verfügt, mögen bestimmte Erinnerungen und Wissen auch in Nifelheim zu finden sein. Ein möglicher spiritueller und nicht wissenschaftlicher Zugangsweg. Frigga Assraf denkt, das dieses Wissen sehr wichtig für unsere Welt sein könnte. Die Reise war eine Heilreise um ein zu viel an Eis in den Herzen der Menschen schmelzen zu lassen. Das ist auch Thema ihres Projekts: flame of frith. Die Reise begann mit dem Tönen der Runen, Isa, Hagalaz und Laguz. Hier empfand ich, hat sich etwas aufgebaut…und ich denke auch etwas für mich mitgenommen zuhaben…Der Kreis der Teilnehmer war zudem mit zwei Wollseilen verbunden. Einer stand für Nifelheim, einer für „flame of frith“…Jeder Angehörige des Kreises erhielt am Ende der Reise ein Stück beider Seile. Frigga Asraaf hat mich beeindruckt in ihrer freundlichen in sich ruhenden und heiteren Art.
Später nahm ich noch am Vortrag von Mirja Dahlmann, die uns von den Merseburger Zaubersprüchen erzählte und in unterhaltsamer Weise wissenschaftlich erläuterte. Ihr Vortrag ist auch in Langform als Buch erhältlich im Verlag Editon Roter Drache. („ Die althochdeutschen Zaubersprüche“ –
Generell finde ich die Mischung dieser Veranstaltung sehr gelungen, neben Fachvorträgen spielt auch das spirituelle Erleben eine besondere Rolle. Es war einfach für mich ein gelungener Mix.
Man könnte noch viel erzählen wie vom Händlerbereich im Rittersaal… Bücher über Bücher und schöne Dinge wie kreative Kerzen- und Glaskunst. Und auch von James Vermont, der unermüdlich für sein Herzensprojekt „der Kessel“ unterwegs ist https://kessel.vision/ .
Am Abend gab es den Skaldenabend mit Darbietungen verschiedener Leute. Es wurde gesungen, Gedichte vorgetragen und auch viel gelacht. Von humorvoll bis ergreifend war alles dabei. Die Zeit verging im Flug. Wer Ostara besucht, sollte unbedingt am späteren Abend die Barhalla aufsuchen. Sooo leckere Cocktails. ^^
Am nächsten Tag in der Früh begann das Ostarablot. Das Blot wurde vom Allgäuer Herd (Anm. der Red.: den Niflheimern) gestaltet, die uns auch einiges an Brauchtum ihrer Region mitgebracht bzw. haben erleben lassen. Sie hatten eine Winterpuppe aus Stroh dabei, die stellvertretend für den Winter im Blot verbrannt wurde und mir die Kinnlade hat klappen lassen. 80cm hoch! Für unseren Stammtisch müssen wir dringend für das nächste Jahr die Größe unser eigenen Winterpuppe überdenken. ? Sehr schön und stimmig fand ich auch den rituellen Satz bei der Opferung: Von uns zur Erde zu den Göttern – von den Göttern zur Erde zu uns. Alle Gäste (alle!!! Und da waren mehr als 100) erhielten im Blot je ein bunt gefärbtes Ei sowie Sämereien in einem kleinen Organza Säckchen. Was für eine Heidenarbeit und wunderschöne Geschenkidee. Sehr stark auch in einem solch großen Kreis zu stehen.
Die Frühlingsgottheit war für mich sehr präsent, im Erblühen der Landschaft, dem strahlend blauen Himmel, der wärmenden Sonne und an meinem Lieblingsplatz im kleinen Burgarten, mit weitem Blick über das Land. Auch in Gardenstone`s kleinem Büchlein zu „Ostara“ (Eostre, Eostar-Fakten, Annahmen, Vermutungen, Spekulationen, Mutmaßungen und Unsinn) konnte ich das ein oder andere von ihr erhaschen. Ich mag ja seine Bücher und wie er den Leser mit auf die Reise nimmt…
Den Nachmittag gestehe ich, habe ich einfach gebummelt und bin im Burggarten einfach eingeschlafen. Die Ruhe habe ich sehr genossen.
Zuvor habe ich aber noch Franziska kennengelernt („der ER-Pott singt“), die mit uns ein kraftvolles Vallkürenlied einstudiert hat. Das war ein megaschönes Erlebnis. Es ging gar nicht darum den Ton gut zu treffen sondern vorallem das Gefühl, das in dem Lied ausgedrückt wird ins Hier und Jetzt zubringen. Ich würde sagen, es ist uns gut gelungen und hat mächtig Spaß gemacht. ^^
Ich kann diese Veranstaltung einfach nur jedem ans Herz legen. Da steckt so viel Herzblut auch der Veranstalter drin was spür- und erlebar wurde. Ostara ist für mich ein tolles Projekt sich entwickelnder neuheidnischer Kultur.